Am 22.03.2025 waren wir vor Ort und streamten live die Abreise der Neonazis am Ostkreuz. Unser Livestream erreichte über 1.000 Zuschauerinnen – vielen Dank für eure Unterstützung! Durch mehrere tausend Gegendemonstrantinnen sowie zwei Sitzblockaden mit jeweils über tausend Menschen wurde der geplante Neonazi-Aufmarsch verhindert. Die Blockaden befanden sich direkt auf der Route des Aufmarsches und machten einen Start der Demonstration nicht möglich.

Die Berliner Polizei sah sich nicht in der Lage, die Blockaden ohne größere Gewaltanwendung zu räumen, da es die Verhältnismäßigkeit zu wahren galt. Im Zuge der Proteste kam es zu über 40 freiheitsbeschränkenden Maßnahmen, die überwiegend aufgrund von Verstößen gegen das Vermummungsverbot erfolgten.

Bild © 2025 EliFotograf | Berlin, 22.03.2025: Ferhat Sentürk, Veranstalter des rechtsradikalen Aufmarschs „Für Recht und Ordnung – Gegen Linksextremismus und politische Gewalt“.

Abgewandelte Antifa-Parolen beim Neonazi-Aufmarsch

Auffällig war, dass die Neonazis immer wieder Parolen aus der linken Szene abwandelten, dabei jedoch ihr mangelndes Wissen offenbarten. So skandierten sie beispielsweise „Bambule, Randale, Rechtsradikale“ – offenbar ohne zu wissen, dass „Bambule“ sich auf die Räumung der Hamburger Wagenburg »Bambule« am 04.11.2002 bezieht. Diese wurde damals vom damaligen Innensenator Ronald Schill angeordnet. Über Stunden verharrten die Neonazis auf der Hauptstraße, bis sie schließlich von der Polizei zum Eingang des S-Bahnhofs Ostkreuz begleitet wurden, um eine sichere Abreise zu ermöglichen. In Kleingruppen – wie im Livestream zu sehen – wurden sie unter Polizeischutz zu den Bahnsteigen geleitet.

Eine Herausforderung für Gesellschaft und Politik

Auffällig war erneut, dass sich auf dem Neonazi-Aufmarsch zahlreiche Minderjährige unter 14 Jahren befanden – teils in Begleitung ihrer Eltern oder Verwandten. Auch der restliche Teil der Teilnehmenden bestand überwiegend aus jungen Erwachsenen. Die Tatsache, dass die Neonazi-Szene so viele junge Menschen für sich gewinnen kann, stellt eine große Herausforderung für Gesellschaft und Politik dar.

Bild © 2025 EliFotograf | Berlin, 22.03.2025: Junge Rechtsradikale auf dem rechtsradikalen Aufmarsch „Für Recht und Ordnung – Gegen Linksextremismus und politische Gewalt“.

Übergriffe und Bedrohung auf Antifaschistinnen und Pressevertreterinnen

Mehrfach wurden Pressevertreterinnen, darunter auch wir selbst, insbesondere verbal und nonverbal mit Gewalt bedroht. Unser Kollege wurde – wie im Livestream zu sehen ist – auf dem S-Bahnhof von einer Frau angegriffen, die versuchte, ihm das Handy aus der Hand zu schlagen. Zudem wurde gegen Ende mehrfach versucht, weitere Pressevertreterinnen an ihrer Arbeit zu hindern, teils auch mit körperlicher Gewalt. Des Weiteren wurden Antifaschistinnen, die mit dem Zug aus Magdeburg kamen, von mitreisenden Neonazis angegriffen. Bereits während der Anreise soll es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen Antifaschistinnen und Neonazis gekommen sein. Teilweise konnten Neonazis auf dem S-Bahnhof nicht aus der S-Bahn aussteigen, da sie von Gegendemonstrant*innen daran gehindert wurden.

Bild © 2025 EliFotograf | Berlin, 22.03.2025: Symbolbild – Ein Rechtsradikaler widersetzt sich nach einer Beleidigung der Festnahme auf dem rechtsradikalen Aufmarsch „Für Recht und Ordnung – Gegen Linksextremismus und politische Gewalt“.

Pro-palästinensische Solidarität auf Neonazi-Aufmarsch

Es wurde ebenfalls deutlich, dass es Überschneidungen mit der sogenannten pro-palästinensischen Solidaritäts-Szene gibt. Mehrere Neonazis trugen Kufiyas, darunter auch die rechte Hand des Anmelders. In der Vergangenheit äußerten sie offen, dass sie einen gemeinsamen Feind – »die Juden« – haben. Antisemitismus bleibt ein Kernbestandteil der Neonazi-Szene. Einzelne nehmen auch an pro-palästinensischen Demonstrationen teil.

Bild © 2025 EliFotograf | Berlin, 22.03.2025: Rechts im Bild der Veranstalter des Aufmarsches sowie ein Teilnehmer mit einer als „Palästina“-Fahne bezeichneten Flagge während der Demonstration „Für Recht und Ordnung – Gegen Linksextremismus und politische Gewalt“.

Neonazis versuchen gemeinsam mit pro-palästinensischen Aktivist*innen eine Demonstration zu planen. Auch Streamer aus der pro-palästinensischen Szene fielen durch ihre Nähe zu Neonazis auf. So machte einer für die Neonazis ein Foto mit ihrem Handy. Er stand zudem unter dem Schutz von Ordnern auf der Demonstration. Dennoch wurde er von einer Frau aus der Neonazi-Demonstration angegriffen, die ihm sein Handy aus der Halterung schlug, sodass es zu Boden fiel. Die Frau wurde sofort von der Polizei festgenommen.

Bild © 2025 EliFotograf | Berlin, 22.03.2025: Teilnehmer des rechtsradikalen Aufmarsches mit einer sogenannten „Palästina“-Fahne während der Demonstration „Für Recht und Ordnung – Gegen Linksextremismus und politische Gewalt“.

Von admin

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