15.10.2025: antisemitisches PlakatDemonstrantin hält Plakat mit antisemitischer Karikatur bei der Kundgebung vom 15.10.2025.

Am 15.10.2025 versammelten sich rund 120 Teilnehmende aus dem sog. pro-palästinensischen Spektrum unter dem Motto „Für einen akademischen Boykott israelischer Institutionen, die Besetzung, Apartheid und/oder Genozid unterstützen oder fördern“ vor der Berlin-Brandenburg Akademie der Wissenschaften in der Jägerstraße in Berlin. Hier tagte zum gleichen Zeitpunkt die Bildungsministerkonferenz, die Kultusministerkonferenz. Die diesjährige Bildungs-MK steht unter dem Motto „Mehr Bildung ist drin. Für alle“ und findet vom 14.10. bis 16.10. eben dort statt. Angezeigt wurde die Demonstration vermutlich von G. Ismael der vor Ort als Ansprechpartner bei der Versammlungsleitung der Polizei auftrat.

Das Inter Bündnis Berlin eine bunte Anhäufung von Antisemit*innen

Das Inter Bündnis Berlin rief zuvor in sozialen Medien zur Beteiligung auf. Hier forderten sie die „Beihilfe beenden: akademischer und kultureller Boykott jetzt. Kundgebung vor der Kultusministerkonferenz für ein Ende jeglicher Kooperation mit israelischen Institutionen.“ Das Inter Berlin Bündnis besteht aus verschiedenen Gruppen. Darunter befinden sich u. a. das Vereinte Palästinensische Nationalkomitee, das in direkter Verbindung mit der Hamas und PFLP steht und hier als Propagandist für deren Auftreten fungiert, sowie die Gruppierungen Eye4Palestine, Jüdische Stimme, Kämpferische Palästinensische Union, Falastin Resists, Gaza Komitee und Boykott, Desinvestition, Sanktionen (BDS). Viele Mitglieder*innen der Gruppierungen sind in der Vergangenheit und bei der Veranstaltung mit antisemitischen Ausfällen aufgefallen. Des Weiteren sind im Bündnis verschiedene K‑Gruppierungen wie ArbeiterInnen Macht, Kommunistischer Studierenden und, Revolution, Revolutionäre Linke und kommunistische Organisationen vertreten. Zudem gehören dem Bündnis auch linke Parteien an wie Mera25, DKP Berlin und auch die Basisorganisation Wedding und die LAG Palästinasolidarität Berlin von der Partei Die Linke.

Das Inter Bündnis Berlin eine bunte Anhäufung von Antisemit*innen

Eine uns einschlägig bekannte Frau, die auf diversen Demonstrationen schon mit israelbezogenem Antisemitismus auffiel, trug auf der Demonstration zwei A4-Blätter mit sich, in denen sie Israel dämonisiert. Sie weisen klare antisemitische Stiltypen auf, indem sie Israel als Schlange darstellt, die die Welt umschlingt und im Würgegriff hält. Dieses Plakat wurde auf Nachfrage der Polizeikräfte des Staatsschutzes (PMS) bei der zuständigen Behörde, als Freimeinungsäußerung im Sinne von Israelkritik“ gewertet. Obwohl die Polizei angehalten ist, die Einordnung nach der Arbeitsdefinition, der sog. IHAR-Definition, vorzunehmen und zu bewerten, scheitert die zuständige Behörde, scheinbar an dieser. Auf dem zweiten A4-Blatt war eine brennende Landschaft mit einem Teufel im Vordergrund, der die israelische Flagge in der Hand hält, zu sehen. So mag die Einschätzung im Sinne des Tatbestands der Volksverhetzung gem. § 130 Abs. 1 und 2 StGB, für die Behörde nicht erfüllt sein. Jedoch ist nicht jede antisemitische Äußerung oder Darstellung eine Straftat, nach dem Straftatbestand. Dies bedeutet jedoch nicht im Umkehrschluss, dass die Äußerung oder Darstellung nicht als antisemitisch eingestuft werden kann.

Dabei steht klar im Gesetzestext, § 130 Abs. 1 und 2 StGB:

Wer in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören,
1. gegen eine nationale, rassische, religiöse oder durch ihre ethnische Herkunft bestimmte Gruppe, […] wegen dessen Zugehörigkeit zu einer vorbezeichneten Gruppe oder zu einem Teil der Bevölkerung zum Hass aufstachelt, […]
2. die Menschenwürde anderer dadurch angreift, dass er eine vorbezeichnete Gruppe, […] beschimpft, böswillig verächtlich macht […], wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft.

Es bestehen Anhaltspunkte dafür, dass seitens der Exekutive in bestimmten Fällen nicht mit der gebotenen Transparenz gehandelt wird, was potenziell dazu führen könnte, dass Ermittlungsverfahren erschwert oder verzögert werden. Eine solche Entwicklung würde die Arbeit der Justiz und deren Möglichkeit, rechtsstaatlich fundierte Urteile zu fällen, beeinträchtigen. Eine weitere Anfrage zum Fall der Nachbeurteilung, bei der Berliner Polizei und des Antisemitismusbeauftragten des Landes Berlin, Prof. Dr. S. Salzborn, unddes Bundes F. Klein steht noch aus.

Bild: Auf einer anderen Kundgebung wurden die beiden antisemitischen Plakate wiedergehalten. Foto: K. Preisler, 18.10.2025
Bild: Auf einer anderen Kundgebung wurden die beiden antisemitischen Plakate wiedergehalten.
Foto: K. Preisler, 18.10.2025

Viele Teilnehmende trugen zudem mehrere Plakate, auf denen Namen und Bilder von mutmaßlich durch die israelische Armee getöteten palästinensischen Akademikern, Journalisten sowie Ärzten abgebildet waren und das Wort „murdered“ prangerte sowie der Ort, wo sie getötet worden sein sollen. Einige davon waren nachweislich keine Opfer des israelischen Militärs geworden oder waren Teil der Hamas. Der Kommunistische Studierendenbundstand mit einem Hochstangentransparent, auf diesem stand: „Studierende und Beschäftigte für akademischen Boykott“ und es war zudem eine durchgestrichene Fliegerbombe und ein Ausschnitt vom sog. „Palästinatuch“ abgebildet. Diese Aussage spricht Bände und kann als Aufruf verstanden werden, der akademischen Lehre und Forschung nicht zu vertrauen und ihr missbilligend gegenüberzustehen, weil diese nicht in die ideologisch-politische Weltanschauung passt.

Eine andere Teilnehmerin trug ein Plakat, auf dem „IZR HELL KILL MACHINE“ stand. Eine weitere Teilnehmerin trug ein selbst beschriebenes Plakat: „Boykott Israel, Minister müssen endlich ihren ethnischen und rechtlichen Pflichten nachkommen. Stoppt die Vertreibung, das Morden, die Annexion.“ Des Weiteren wurde ein Plakat gehalten, auf dem Ceasefire, DisarmIsrael, end the occupation, right return forall [mit Palästina-Flagge]“ stand. Dabei war der Waffenstillstand mit einem Haken versehen: Die anderen drei Punkte, die sie aufstellte – „Israelzu entwaffnen, die Besatzung zu beenden und das Rückkehrrecht für alle Palästinenser zu fordern“ – waren nicht abgehakt.


Boykottaufrufe gegen jegliche israelische Wissenschaften – bis hin zu deren Lehrenden und Studierenden und Ende der deutsch-israelischen Zusammenarbeit


Die Koordinatorin der Redner*innen eröffnet die Kundgebung mit folgenden Worten: „Die Bildungs-, Wissenschafts- und Kulturminister*innen der Länder und des Bundes stehen weiterhin in uneingeschränkter Solidarität an der Seite des israelischen Staates. Das ist ein Skandal.“
Weiter äußerte sie:

Die rechtlichen und finanziellen Konsequenzen der Unterstützung von illegaler Besatzung, Apartheid und Völkermord werden von unserer Regierung und Institutionen getragen. Als Studierende, Wissenschaftler*innen und Kulturschaffende in Deutschland weigern wir uns, mit dem israelischen Staat, der seine zerstörerische Maschinerie gegen die von ihm besetzte Bevölkerung einsetzt und gegen zwingendes Völkerrecht verstößt, und seinen Institutionen zusammenzuarbeiten. Israelische akademische Institutionen und Kultureinrichtungen tragen dazu bei, diese Maschinerie aufrechtzuerhalten und zu normalisieren. […] Israelische Universitäten unterhalten Studiengänge, die für den Dienst im Völkermord und im illegalen Besatzungsregime ausbilden. […] Einige befinden sich auf illegal besetzten Gebieten, wenn nicht alle.
Auch Fachbereiche wie die Gesellschaftswissenschaft, die Archäologie und die Rechtswissenschaft beteiligen sich am Besatzungsregime, in dem sie die juristische und ideologische Grundlage für die Praktik und die Politik Israels gegenüber der Polizei nennen. Darüber hinaus nutzt der israelische Staat Kultur und Kunst, um ein positives Image im Ausland zu kreieren, wie auch in Deutschland, seine politischen Interessen zu fördern und seine Verbrechen gegen das palästinensische Volk zu beschönigen. Kultur und Kunst wird bewusst zu Propagandazwecken eingesetzt.

Die Rednerin pauschalisiert und unterstellt, wie auch andere Redner*innen, dass jegliche israelische akademische Bereiche und Studiengänge sowie Kultureinrichtungen darauf ausgelegt sind, sich an einem „Völkermord“ und „illegale Besatzung“ zu beteiligen. Die Rednerin richtet sich deutlich gegen die wissenschaftlichen Forschungen und Erkenntnisse, da sie nicht in die Rhetorik passen wollen. Dieses wird deutlich in der Aussage, dass „Gesellschaftswissenschaft, die Archäologie und die Rechtswissenschaft“ sich am „Besatzungsregime“ beteiligen. Sie verwehrt sich damit der Gesellschaftswissenschaft, Archäologie und Rechtswissenschaft, die die jüdische Existenz im Gebiet Israels, von der Zeit der zwölf Stämme Israels bis heute mit Funden und deren Auswertung belegen. Und, das trotz der europäischen Vertreibung durch die Römer und der Christianisierung sowie der späteren arabisch-islamischen Expansion, die ihre Vorherrschaft beanspruchte. Die arabischen Stämme richteten sich auch gegen das Osmanische Reich, wegen dessen Billigung jüdischer Siedlungen und Städte, u.a. im heutigen Gebiet Israels. So wurde 1909 bspw. Tel Aviv, aus drei jüdischen Siedlungen, die erste jüdische Großstadt, im Raum des heutigen Israels, gegründet. Weitere Gebiete mit einer eigenen Autonomie für Juden/Jüdinnen waren vor allem mit bedeutsamen Orten im Judentum und andere, bspw. Tiberias, Hebron, Jerusalem, Haifa, Akko. Nach dem Zerfall des Osmanischen Reichs und auch zuvor gab es immer wieder Pogrome und Vertreibungen gegen Juden/Jüdinnen sowie auch Christ*innen, vorrangig durch arabische Großfamilien. Immer sind aber Spuren jüdischer Existenz im heutigen Gebiet Israel nachweisbar, anders als des künstlich geschaffene palästinensisch-arabische Stamms – Palästina. Welche sich auf viele pseudohistorische Mythen berufen, bspw. von den Philistern oder Kanaanitern abzustammen. Auch der immer wiederkehrende Vorwurf des „Völkermords“ hat bisher noch keine rechtlichen Institutionen und auch nicht den IGH, als solchen eingestuft. Es gab allenfalls die Mahnung, darauf zu achten, nicht durch Handlungen einen „Genozid“ zu begehen. Es gibt sehr wohl Haftbefehle zur Prüfung von möglichen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit gegen beide Seiten.
Auch machte sie mit der Äußerung: „Einige [Anm. d. Verf. Israelische Universitäten] befinden sich auf illegal besetzten Gebieten, wenn nicht alle.“ Klar ist, dass sie Israel als Staat und seine Universitäten ablehnt bzw. nicht anerkennt. Gleichzeitig schafft sie ein Bild von Israel und dessen Kunstschaffenden, dass diese unkritisch und nach außen auf ein positives Image für Israel bedacht sind. Dabei gibt es unzählig viele Filme, Bücher und Kunst, die genau das Gegenteil aufzeigen und eine sehr kritische Haltung innerhalb der Bevölkerung und international gegenüber Israel – insbesondere der jetzigen rechtsextremen und rechtskonservativen israelischen Regierung, einnehmen. Ganz im Gegenteil zur Gegenseite, welche „Kultur und Kunst“, wirklich zu „Propagandazwecken“ des „Hamaswahing“einsetzt. Indem Sie den antisemitischen Terror u. a. des 7. Oktobers glorifizieren und das bestehende Leid der palästinensischen Bevölkerung mit Fake News und Victim Blaming mitFüßen treten sowie den Missbrauch an der eigenen Bevölkerung verschweigen.

Als nächster Redner trat G. Ismael auf und eröffnete seine Rede mit einer BDS‑bezogenen Parole. Er rief: „Boycott, divest, we will not stop, we will not rest“ – zudeut. Boykott, Desinvestieren, wir werden nicht stoppen, wir werden nicht ruhen. Weiter warf Ismael Israel und seinen kulturellen und akademischen Institutionen „nicht nur die Besatzung, die Apartheid und den Völkermord in Palästina“ vor, sondern ging so weit, dass diese einen „autoritären Umbau und den Rassismus hier in Deutschland und überall, wo sie mit Institutionen kooperieren“, fördern. Denn Rassismus belegt er wie folgt: „Denn israelische Universitäten befördern ethnische Säuberung. Sie treiben den demografischen Wandel voran. Sie planen ihn, sie rechtfertigen ihn. […] Sie sind rassistisch. 20 % der israelischen Staatsbürger sind Palästinenser. Doch an israelischen Universitäten sind nur 16 % der Bachelor-Studierenden Palästinenser*in, 11 % der Master-Studierenden, 8 % der Ph.D.-Studierenden und nur 3,5 % der Fakultätsmitglieder.“ In Israel leben 2025 9.106.000 Menschen, insgesamt gibt es 412.242 Studierende im Land (inkl. israelischen Palästinenser*innen). Dieses entspricht rund 4,52 % der Gesamtbevölkerung. Demzufolge sind die prozentualen Angaben kein Beweis für Rassismus, sondern belegen genau das Gegenteil. Zudem äußert Ismael weiter: „Die israelischen Universitäten sind kein Raum des Austausches, der offenen Diskussion oder sonst etwas. Sie sind Institutionen des Niedergangs, der Unterdrückung und der Entrechtung.
Deswegen, akademische Boykotts, jetzt!“

U. Raz von der Jüdischen Stimme framte in ihrer Rede die IHRA-Definition: So wurde diese nach ihrer Äußerung nicht geschaffen, um Juden zu schützen, sondern um jegliche „Israelkritik“ mundtot zu machen. Gerne wird von Gegner*innen wie von Raz eben genau das behauptet: dass die IHRA-Definition jegliche Kritik an Israel und dessen Regierung verhindert. Dieses ist de facto nicht so. Worum es geht, dass die sog. „Israelkritik“ durch Schaffung von bspw. Doppeltestandards oder die Dämonisierung sowie die Absprache des Existenzrechts Israels als israelbezogener Antisemitismus im Kontext bewertet werden kann. Zudem wurde die IHRA-Definition geschaffen um nicht nur den Antisemitismus von Rechts und des Nationalsozialismus zu deklarieren und zu definieren, sondern eben die gesamte Bannbreite des Antisemitismus offenzulegen.

Dokumentation: Berlin 15.10.2025: Antisemitische Ressentiments als ‚Boykott-Kundgebung‘ vor Bildungs-MK der KMK Quelle: @DemocratiaBln

Übersetzt aus dem englischen sagte U. Raz:

Wenn wir uns die 11 Beispiele unter der IHRA-Definition von Antisemitismus anschauen, werden wir sehen, sieben von diesen elf Beispielen direkt die sogenannten Staaten Israels betreffen. Nur vier Beispiele betreffen die lebenden Realitäten der Juden als Juden. Meine Schwestern, die IHRA-Definition hat nichts mit dem Schutz der Juden zu tun. Die IHRA-Definition wurde vorgestellt, um Apartheid, Nakba und Genozid zu justifizieren. […] Wir alle verstehen, dass die Befreiung von Palästina und von Zionismus auch und immer die Befreiung von Judaismus und von Zionismus bedeutet. In diesem Sinne: „Free, free Palestine!

Die vorletzte Rednerin, deren Gruppenbezug wir aufgrund der undeutlich Aussprache nicht genau benennen können, äußerte in ihrer Rede:

Politiker*innen schäumen schier über verlogenen Anschuldigungen gegen einen angeblich grassierenden Antisemitismus unter Künstler*innen, denen es mit allen Bandagen zu bekämpfen heißt. Das heißt Entzug der Förderung, Schmierkampagnen, Erzwingen politischer Bekenntnisse, Ausladung und Repression – kurz: Zensur. Das ist ein Armutszeugnis des selbst erklärten Landes der Dichter und Denker.
Gleichzeitig werden größte Mittel aufgewandt, um die zionistische Sicht der Staatsräson als einzige Wahrheit zu etablieren. In Tempelhof eröffnete letzte Woche eine Ausstellung der puren Genozid-Propaganda, die in kitschig-mörderischer Weise den 7. Oktober als Angriff einer blutrünstigen Terrorgruppe auf unschuldige, feiernde Menschen darstellt und dafür 1,3 Millionen Euro von der Stadt Berlin bekommt, die sonst in Kunst und Kultur überall einen angeblichen Sparzwang behauptet. Wir als Künstler*innen weigern uns, Völkermordpropaganda zu unterstützen. Das Artwashing muss ein Ende haben.

Die Rednerin bezieht sich in ihrer Rede auf die „NOVA Music Festival Exhibition – Witness, Reflect, Heal“, welche am 7. Oktober zur genau gleichen Uhrzeit eröffnet wurde, als das NOVA Festival 2023, von dem antisemitischen Mob überfallen wurde. Die Ausstellung ist noch bis zum 16. November 2025 auf dem Tempelhof zugänglich. Zudem begeht sie in ihrer Rede eine klare Täter-Opfer-Umkehr – noch mehr: Sie verherrlicht in ihrer Rede das schlimmste Massaker gegen vorwiegend Juden/Jüdinnen nach der Shoah und Ende 2. Weltkriegs 1945, am 7. Oktober 2023. Des Weiteren definiert, sie eigentlich, was der 7. Oktober rein rhetorisch und seiner Ausführung war: ein gezielter genozidialer Angriff, welchen sie sich „verweigert“ anzuerkennen. Die letzte Rednerin gibt an, Studierende an der Charité zu sein, und klagt diese an, dass sie u. a. eine Zusammenarbeit mit der „Israel Coalition for Trauma“ pflegt. Dabei stellt sie folgende Behauptung auf: „Israelischen Trauma Koalition, einem Projekt, in welchem sie Trauma-Verarbeitungen und Trauma-Zentren überall in verschiedenen Siedlungen im Westjordanland pflegen, welche eben auch über das Projekt mit der Charité angezapft werden. Diese Trauma-Zentren befinden sich in über einem Dutzend Siedlungen im Westjordanland.“ Insgesamt besteht die Trauma Koalition aus 58 Organisationen, die in 120 Kommunen in Israel aktiv sind. Der Hauptsitz befindet sich in Neve Ilan, westlich von Jerusalem. Die aufgestellte Behauptung, dass sich in „über ein Dutzend Siedlungen im Westjordanland“ Trauma-Zentren befinden, ist schlichtweg Propaganda. Es gibt insgesamt drei Trauma-Zentren im Westjordanland, und laut UN-Resolution liegen sie im besetzten Gebiet. Sie liegen in den Regionen von Samaria und Judäa und Mateh Binyamin sowie Gusch Etzion. Des Weiteren wurde 2024 im nördlichen Israel ein spezifisches arabisches Trauma-Zentrum (Arab ResilienceCenter) in Wadi Ara eröffnet. Die Trauma-Zentren und Anlaufstellen sind bei Weitem nicht ausreichend und stehen nicht nur Israelis und Juden/Jüdinnen offen. Vielmehr teilen sie ihr Wissen zur Resilienz, Trauma und PTBS-Behandlung weltweit und sitzen in UN-Organisationen und bieten Traumahilfe international an. Weiter ist sie der Meinung, dass die Charité „sich zudem nicht nur durch den Bruch von internationalem Recht, durch ihre Partnerschaften mit Ariel, mit der hebräischen Universität, mit der israelischen Trauma Coalition, der Tel Aviv University oder dem Technion, sträflich gemacht, sondern verstärkt auch ihre Repression gegen Studierende.“ Dabei nannte sie folgende Repression, die sie und ihre Mitstreitenden ausgesetzt wären: dass ihnen u. a. Filmvorführungen und Räumlichkeiten für pro-palästinensische Gruppen nicht zur Verfügung gestellt werden und sogar E-Mails studentischer Palästinasolidarischen Gruppen, geblockt werden, „dass die Studierenden nicht mehr E-Mails an ihre Mitstudierenden senden können.“

Mehr akademische Wissenschaft statt antisemitischer Ressentiments und Ideologie

Die Ariel-Universität wurde auch in anderen Beiträgen von Redner*innen benannt, da sie im Westjordanland liegt. Dieses soll aus Sicht der Aktivist*innen, dem Beweis der palästinensischen „Unterdrückung“ und „ethnischen Säuberung“, wie Ismael es in seiner Rede nennt, dienen und diesen beweisen. Wie weit, die Vertreibung israelischer Universitäten geht, zeugten die undifferenzierten und pauschalisierten Beiträge der Redner*innen nur zu deutlich.Die Realität für jüdische Studierende oder israelische Austauschstudierende wurde dabei weder benannt noch kritisiert, noch distanzierte man sich. Dabei verschärfen diese Ausrufe der sog. akademischen Boykott-Kampagne zusätzlich die Situation der Betroffenen. So ist seit dem 7. Oktober 2023, die subjektive und objektive Sicherheit für jüdische und israelische sowie israelsolidarische Personen anUniversitäten, deren Campus und Hochschulen gefährdet. Der Gang zur Vorlesung, in die Bibliothek oder Mensa wird für sie teils zum Spießrutenlauf. Immer mehr wählen ihre Studienfächer nicht mehr nach Interessen aus, sondern danach, wo sie sicher sind, oder bringen Personen ihres Vertrauens zum Schutz mit oder nehmen an Online-Vorlesungen teil.

Die Veranstaltung zeichnete sich nicht durch eine mögliche kritische Haltung aus, wie wir sie bspw. in der Kampagne gegen die Bundeswehr an Universitäten, Hochschulen und Schulen kennen, sondern war eine Ausladung aller israelischen Universitäten, Kunstschaffenden sowie deren Dozentenschaft und Studierenden. Sie diente der Dämonisierung, Diffamierung und Delegitimierung Israels und seiner akademischen Institutionen sowie gegen alle israelischen Kunstschaffenden, da sie sich durch ihre Herkunft und Entscheidung, mit israelischen Hochschulen und Universitäten zu „kollaborieren“, strafbar gemacht hätten. Indem Sie „Genozid, Apartheid, Besatzung und Rassismus“ dienen, legen die Aktivist*innen Doppelstandards an und verkehren bewusst die Täter-Opfer-Umkehr.

Zusammengenommen war die Veranstaltung schlichtweg von israelbezogenem Antisemitismus geprägt und hatte nur ein Ziel: die Isolierung Israels aus der Weltgemeinde. Dabei nehmen sie billigend in Kauf, dass fortschrittliche Landwirtschaft, in Zeiten des Klimawandels und eine bessere psychische und gesundheitliche Versorgung auf der Strecke bleiben. Kurzum: Trotz des bis dahin noch haltenden Waffenstillstands und der Rückführung der Überlebenden verschleppten Geiseln und 12 nicht mehrere lebende Geiseln kehrt auf den Straßen international keine Ruhe ein. Der bildungspolitische Auftrag und das Motto der diesjährigen Bildungs-MK Mehr Bildung ist drin. Für alle.“ unterstreicht, wie dringend, mehr und bessere Bildung – für alle – notwendig ist. Der Kampf gegen jegliche Form von antisemitischen Ressentiments sollte mehr denn je angezeigt sein – denn der Schoß ist noch fruchtbar, aus dem es kroch.

Wie weit sich Antisemitismus in allen gesellschaftlichen Schichten wieder verbreitet und offen auf den Straßen Berlins und anderswo zur Schau getragen wird, zeigt sich nicht erst nach dem schlimmsten antisemitischen Pogrom, nach Shoah, des 7. Oktobers 2023. Die Zunahme ist auch in Verbindung mit den Corona-Protesten (2020), dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine (2021) oder im Bereich des Islamismus und rechter Akteure schon immer vorhanden gewesen. Zudem ist immer mehr eine Grenzverschiebung deutlich und sichtbar, die die klassischen vormaligen Denkmuster zwischen links und rechts, die vermeintliche Brandmauer durchlässig werden lässt, und zwar nicht nur in Wort und Aktionen, sondern auch in gemeinsamem Auf-die Straße-gehen. Wobei sich die Rechten mehr den links-islamistischen Veranstaltungen anbiedern und in diesen geduldet werden, als es andersherum der Fall ist.

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