Foto: Linke jüdische und antifaschistische TU-Studierende besetzen AStA an der TU Berlin, Berlin 10.11.2025, ©Democrtia Berlin ST

An der Technischen Universität Berlin haben linke jüdische und antisemitismuskritische-antifaschistische TU-Studierende am Montagmorgen um 9 Uhr das Gebäude des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) besetzt. Unter dem Namen „Besetzung gegen Antisemitismus“ wollen sie auf die aus ihrer Sicht alarmierende Lage jüdischer Studierender aufmerksam machen. Wir kamen mit den Besetzenden ins Gespräch und sie berichteten über ihre Situation und Forderungen und erzählten über ihre Motive, warum sie den AStA besetzen.

„Wir haben diesen Ort geschaffen, weil es auf dem Campus keinen sicheren Raum mehr gibt“.

Viele jüdische Studierende ziehen sich in die Privatsphäre zurück, weil sie Angst haben „vor Anfeindungen, vor Blicken, vor dem Schweigen der Universitätsleitung“. Kurzum: Jüdisches und israelisches Leben von Studierenden wird mitten am Campus, mitten in der Bundeshauptstadt Berlin schlichtweg unsichtbar gemacht. Bis auf jene, die nicht an der Seite wie der Jüdische Stimme stehen, welche enger Verbindung wiederum mit „Not in our name“ und „Young Struggle“ stehen.
Seit dem 7. Oktober, dem Tag des Hamas-Massakers in Israel, hat sich die Situation aus Sicht vieler Betroffener dramatisch verschlechtert. „Ich kenne selbst zwei Studierende, die seitdem gar nicht mehr zur Uni gehen. „Sie fühlen sich hier nicht mehr sicher“, erzählt eine der Aktivist*innen.

Transparente werden gemalt und angefertigt, „Davidstern statt Hamas-Dreieck“
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Wendepunkt waren die letzten AStA-Wahlen und StuPa-Sitzungen

Der unmittelbare Auslöser für die Besetzung war die jüngste Wahl des AStA Ende Oktober. Nach Angaben der Gruppe wurden dort Vertreter*innen von Gruppierungen wie „Not in Our Name“ und „Young Struggle“ gewählt – Gruppen, die regelmäßig israelfeindliche und antisemitische Inhalte verbreiten, ob in sozialen Medien von Universitätsgruppen, in internen Foren, auf dem Campus bei Veranstaltungen oder Vorlesungen und Besatzungen. Darüber hinaus fallen die Gruppierungen auch außerhalb des Campus auf, klar antisemitisch codierte Demonstrationen und Störungen von Veranstaltungen auf.

Während der Sitzung des Studierendenparlaments (StuPa) kam es, wie mehrere Zeugen berichten, zu offenen Feindseligkeiten: Jüdische Studierende, die sich kritisch äußerten, seien ausgelacht und verspottet worden. „Man wird verlacht, wenn man über Antisemitismus spricht – an einer deutschen Universität – es war entwürdigend“, sagte eine betroffene Person.

Foto: Transparent im besetzten AStA-Raum – „Kein Frieden mit Antisemit*innen“
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„Die Universität verkennt völlig, was hier geschieht.“

Die Kritik richtet sich nicht nur gegen den AStA, sondern auch gegen die Universitätsleitung unter Präsidentin Geraldine Rauch. „Die TU Berlin lässt jüdische Studierende im Stich“, heißt es in einer Stellungnahme der Besetzer*innen. Trotz wiederholter Zusagen habe es keine ernsthafte Aufklärung, keine Präventionsarbeit und keine klare Haltung gegeben. „Es gibt Ausstellungen zum Antisemitismus der NS-Zeit, aber keine Auseinandersetzung mit dem heutigen Antisemitismus – dem israelbezogenen, dem islamistischen, dem akademisch verbrämten“, erklärt eine Studentin. So ist es im Universitätsdiskurs längst angekommen, dass „pseudo‑interlektuellen One-Slide-Instagram-Ansätze“ zu zitierbaren Inhalten werden und „Judith Buttler unkritisch gelesen wird“. „Die Universität verkennt völlig, was hier geschieht,“ sagt einer der Besetzenden.

Besonders problematisch sei der Umgang mit antisemitischen Inhalten in sozialen Medien. Hochschulgruppen könnten dort ungehindert Veranstaltungen mit israelfeindlichen Redner*innen bewerben. „Wenn die Universität solche Räume nicht beobachtet, kann sie auch keine Verantwortung übernehmen“, kritisiert eine Sprecherin.

Foto: Infomaterialien über Antisemitismus und Aufkleber auf einem Tisch
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Forderungen der Besetzenden: Sicherheit, Aufklärung und Verantwortung


Die Besetzenden klagen, dass es an allem fehlt, damit jüdische, israelische und antisemitismuskritische Studierende, ohne Angst und Gefahr, sichtbar werden können.


Deshalb stellen sie vier zentrale Forderungen:

  • Ein permanenter Schutzraum auf dem Campus für jüdische, israelische und antisemitismuskritische Studierende.
  • Keine Unterstützung für Gruppen oder Veranstaltungen mit antisemitischen Positionen.
  • Aufklärungs- und Bildungsarbeit zu allen Formen des Antisemitismus, insbesondere israelbezogenem und islamistischem Antisemitismus.
  • Neubesetzung der Position des Antisemitismusbeauftragten.

Der derzeitige Beauftragte, Uffa Jensen, wird von den Studierenden als „untätig“ beschrieben. Er sei kaum erreichbar und vertrete einen Antisemitismusbegriff, der „die Lebensrealität jüdischer Studierender ignoriert“.

Foto: Flugblätter auf dem TU-Campus verteilt
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Diese verwundert nicht, war doch Uffa Jensen, einer der Mitstreiter der unsäglichen Arbeitsdefinition der sog. Jerusalem Declaration on Antisemitism (JDA, Jerusalem Erklärung zum Antisemitismus) und zudem einer der ersten Unterzeichner, als schaffende Kraft, verwundert dieses nicht. Wie verwirrt und sich längst widerlegbaren Argumenten Jensen daherkommt, bekommt man, schon in der Leseprobe im Kapitel „Antisemitismus – der Terminus“, im Buchband von Studien zu Ressentiments in Geschichte und Gegenwart, Band 8, Herausgegeben vom Zentrum für Antisemitismusforschung TU Berlin: „Was ist Antisemitismus? Begriffe und Definitionen von Judenfeindschaft“, Hrsg.: Peter Ullrich, Sina Arnold, Anna Danilina, Klaus Holz, Uffa Jensen, Ingolf Seidel und Jan Weyand; Wallstein Verlag. Schon bei der Ernennung, im Mai 2024, von Jensen zum Antisemitismusbeauftragten an der TU Berlin regte sich Protest seitens des „Zentralrats der Juden in Deutschland und JSUD sowie jüdischer Studierenden“.

Denn neben der Mitwirkung an JDA, ist Jensen schon seit 2018 Mitarbeiter im Zentrum für Antisemitismusforschung an der TU. Demzufolge waren seine Thesen und seine Antisemitismus-Definition keinen unbekannt. Vielmehr würdigt die TU-Präsidentin Rauch „seine langjährige und umfangreiche Expertise“ an deren Uni Zentrum für Antisemitismusforschung. Es ist nur zu gut verständlich, angesichts der biografischen Lehre und Antisemitismusauffassung von Jensen, dass seine Reaktivierungen, seine Abwesenheit und das Verschweigen von Antisemitismus, ein Dorn im Auge sind und „zugleich Misstrauen sorge“. Er verliert seinen Wert, für dessen er eingestellt ist, wenn Betroffene sich ihm nicht anvertrauen können oder er sogar Täter*innen wie auch die Präsidentin Rauch selbst, die erstmalig durch Teilen und Liken von antisemitischen Post in sozialen Netzwerken auffällig wurde, in Schutz nimmt.

Die JDA richtet sich gegen die in der EU und weltweit über vierzig Länder geltende Arbeitsdefinition von Antisemitismus der sog. International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA), die von Wissenschaftler*innen, Forscher*innen und jüdischen Organisationen, 2016 entwickelt wurde. Der Deutsche Bundestag entschied und unterwies, dass alle Behörden die IHRA, als Grundlagendefinition verwenden sollen – auch hier sehen wir innerhalb der zwei Jahre, dass diese in Entscheidungsfindungen nicht immer der Fall ist. Die JDA, die vor allem linken, islamistischen und israelbezogenen Antisemitismus ausklammert, wird als Relativierung des Antisemitismus kritisiert und sorgt zusätzlich für Misstrauen.


Bedrohliche Atmosphäre 


Zwar sind körperliche Übergriffe vor der Besetzung bislang ausgeblieben, dennoch sei die Stimmung auf dem Campus „spürbar aggressiv“, berichten die Besetzenden. In Räumen des AStA seien rote Hamas-Dreiecke und Parolen wie „Fuck Zions“, „Fuck Antideutsche“ oder „Defend Hamas“ an Wände geschmiert worden. „Das ist Einschüchterung, nichts anderes“,  sagt eine der Besetzer*innen. „Wenn solche Symbole unkommentiert stehenbleiben, sendet das eine klare Botschaft: Ihr seid hier nicht!“ Auch Gerüchte und Diffamierungen seien verbreitet worden. „Wer sich gegen Antisemitismus positioniert, wird als ‚zionistisch‘ gebrandmarkt oder sozial ausgegrenzt“, berichtet eine Studentin.

Foto: Beschmiert Stein auf dem TU-Campus mit der Aufschrift: „Gaza is dying“
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Feministische Blindstellen


BeBesonders empörend berichtet eine Studierende von ihren Erfahrungen, dass ausgerechnet am Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung (ZIFG) drei von fünf Dozent*innen Kooperationen mit Gruppen wie „Not in Our Name“ bestehen – Gruppen, die die Vergewaltigungen israelischer Frauen durch Hamas-Terroristen relativierten oder infrage stellten. „Wenn Feministinnen die Gewalt an israelischen Frauen leugnen, ist das kein akademischer Diskurs, sondern Verrat an der Idee des Feminismus selbst“, sagt eine Studentin. Nach eigenen Angaben habe sie Lehrveranstaltungen abgebrochen, weil sie sich dort nicht mehr sicher fühle. Die Universitätsleitung reagierte auf Beschwerden mit der Bemerkung, die betroffene Lehrende sei „antiisraelisch, nicht antisemitisch“. Für viele jüdische Studierende ist das eine zynische Unterscheidung. „Solche Sätze zeigen, dass die Universität nicht versteht, was israelbezogener Antisemitismus ist“, sagt eine Sprecherin.


„Wir wollen keinen Konflikt, wir wollen Schutz.“ 

Die Besetzenden betonen, dass ihre Aktion friedlich verlaufen soll. „Wir suchen keinen Streit, sondern Sicherheit“, sagt eine Studentin. Vertreter*innen der Universität seien bereits vor Ort gewesen, TU-Präsidentin Rauch jedoch bislang nicht.

„Wir schlafen hier in Schlafsäcken, machen das ehrenamtlich, neben Arbeit und Studium“, sagt eine Beteiligte. „Aber die Universität hat Ressourcen. Sie muss endlich handeln – und den Campus wieder zu einem Ort machen, an dem jüdische Menschen studieren können, ohne Angst zu haben.“

Foto: Essen und Trinken Vorräte für die Zeit der Besetzung der TU-Studierenden
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Neuer AStA sucht Gespräch mit Besetzenden – und scheitert am eigenen Anspruch durch Relativierung

Gegen 19 Uhr erschienen zwei Vertreter*innen des neu gewählten AStA an der TU Berlin, um – wie sie betonten – ein „konstruktives Gespräch“ mit den Besetzenden zu führen. Doch aus dem angekündigten Dialog wurde schnell eine Farce. Kaum begannen die TU-Studierenden, von ihren Erfahrungen und Forderungen zu berichten, wurden ihre Schilderungen von der AStA-Vertretung relativiert, ins Lächerliche gezogen oder gänzlich geleugnet.

Als die Besetzenden auf die jüngsten Sitzungen des StuPa zu sprechen kamen, blieb eine Solidaritätsbekundung mit den jüdischen Studierenden aus. Stattdessen wurde „abgestritten, dass jüdische Kommiliton*innen dort ausgelacht worden seien“. Gegenüber nichtjüdischen Betroffenen sei das Verhalten gar legitimiert, „weil ja sie als ‚deutsche Kartoffeln‘ ausgelacht wurden“, berichtete uns eine jüdische Studierende.

Das Gespräch eskalierte schließlich, als die AStA-Vertreter*innen die antisemitischen Angriffe vom 7. Oktober 2023 negierten. Daraufhin verließen alle jüdischen Studierenden den Raum. Wenig später brachen die letzten Besetzenden das Gespräch ab, da sie nicht gehört wurden, sondern sich vielmehr weiterhin, dem grassierenden Problem ausgesetzt sahen.


AStA reagiert mit Stellungnahme auf die Besetzung

In einer Stellungnahme in den sozialen Medien beklagte der AStA, dass „schwerwiegende Anschuldigungen bereits vor der offiziellen Amtsübernahme erhoben“ worden sind, was eine „politische Instrumentalisierung“ der Aktion erkennen lasse. Diese Darstellung wirkt vorgeschoben – zumal den Beteiligten im Vorfeld der Wahlen bekannt war, dass einige der neu gewählten AStA-Mitglieder aus Gruppen wie „Not in Our Name“ oder „Young Struggle“ stammen. Dabei haben sie sich an früher antisemitisch codierten Besetzungen und sog. propalästinensischen Kundgebungen beteiligt und den 7. Oktober öffentlich relativiert oder gar geleugnet.

Dass diese Personen dennoch kandidieren und gewählt werden konnten, war also kein Zufall – sondern Ausdruck einer politischen Haltung der Personen im StuPa. Der Einwand, die Wahl sei demokratisch erfolgt, erinnert an eine Argumentationslinie, die man auch von der AfD kennt: Demokratie schützt keine menschenverachtenden Positionen vor Kritik. Politisch handelnde Personen bleiben für ihre Äußerungen und ihr Verhalten verantwortlich – unabhängig davon, ob sie demokratisch gewählt wurden oder nicht.

Zudem, bekam der neue AStA für die Konstituierung bereits kurz vor seiner ersten Sitzung vom TU-Präsidium neue Räumlichkeiten – innerhalb von nur dreißig Minuten. Ein bemerkenswertes Entgegenkommen, bedenkt man, dass jüdische Studierende während früherer, sog. palästinasolidarischer Aktionen teils von Vorlesungen ferngehalten wurden, weil ihre Sicherheit nicht gewährleistet war. Damals griff die Universitätsleitung nicht ein – im Gegenteil: Die TU-Präsidentin stellte sich schützend vor jene Gruppen, die durch antisemitische Parolen und andernorts mit tätlichen Übergriffen aufgefallen waren. Des Weiteren beteiligten sich diese an Besetzungen und Kundgebungen. Anders als bei der jetzigen Besetzung durch ‚Besetzung gegen Antisemitismus‘, bei der nur TU-Studierende sind, waren vorwiegend Personen, die keine Studierenden der TU oder überhaupt keine Studierenden waren.


Die Ignoranz der Universitätsleitung

Während bei früheren Besetzungen mit klar antisemitischem Charakter die TU-Präsidentin persönlich vermittelte und polizeiliche Ermittlungen wegen Sachbeschädigung oder verfassungsfeindlicher Parolen verhinderte, agierte das Präsidium diesmal anders: Kaum besetzten jüdische und antisemitismuskritische Studierende den AStA, wurde die Polizei in die AStA-Räumlichkeiten geschickt – auch in Räumlichkeiten, wo gerade Beratungen stattfanden und die nicht von der Besetzung betroffen waren.

Weder TU-Präsidentin Rauch noch der Antisemitismusbeauftragte Jensen suchten das Gespräch mit den Besetzenden. Damit verpassten sie erneut die Gelegenheit, zu deeskalieren und ihrer Verantwortung gegenüber allen Studierenden gerecht zu werden. Das Schweigen der Universitätsleitung angesichts der antisemitischen Übergriffe, alleine schon auf die Besetzung, wirkt wie stillschweigende Billigung – und unterstreicht die Vorwürfe, dass an der TU Berlin mit zweierlei Maß gemessen wird und Antisemitismus salongfähig bleibt.


Ein Appell an die Empörten von gestern, die Verdrängenden von heute

Vielleicht würde es dem AStA der TU Berlin – und all jenen, die den antisemitischen, genozidalen Überfall der Hamas auf Israel sowie die darauf folgenden, weltweit ausgerufenen „Tage des Zorns“ gegen Juden/Jüdinnen relativieren oder verharmlosen – guttun, sich ehrlich mit der Ideologie der Hamas und anderer Terrororganisationen wie der PFLP oder den Al-Aqsa-Märtyrerbrigaden auseinanderzusetzen.

Foto: Aus „The Nova Music Festival Exhibition“ Ausstellung zeigt Kleidung und Gegenständen der Opfer, ©Democrtia Berlin ST

Denn diese Gruppierungen eint ein Ziel: der eliminatorische Antisemitismus – der Wille, Juden/Jüdinnen weltweit zu vernichten. Dieser dogmatische, tief verwurzelte Judenhass ist keine ferne Bedrohung, sondern eine wachsende Gefahr – für jüdisches Leben ebenso wie für jede pluralistische, emanzipatorische und freiheitliche Gesellschaft.

Foto: Aus der Austellung „The Nova Music Festival Exhibition“, das Pavillon vom Festival
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Wer sich ein eigenes, ungeschöntes Bild machen möchte, dem sei ein Besuch der „Nova Exhibition“ im ehemaligen Flughafen Tempelhof ans Herz gelegt. Die Ausstellung ist noch bis zum 16. November 2025 geöffnet und dokumentiert das brutale Massaker der Hamas auf dem Supernova-Festival, das ein Symbol für Frieden, Freiheit und das Zusammenleben junger Menschen aus aller Welt war – bis es zum Schauplatz eines antisemitischen Pogroms wurde.

Foto: Von „The Nova Music Festival Exhibition“ zeigt die ausgebrannten Autos, die von Terroristen,
mit Insassen, in Brand gesetzt wurden
©Democrtia Berlin ST

Diese Ausstellung konfrontiert mit der Realität, die viele noch immer leugnen oder verdrängen: dass Antisemitismus heute nicht nur existiert, sondern wieder mordet.
Wer das Versprechen des „Nie wieder“ ernst nimmt, weiß, dass auf Worte Taten folgen müssen. Nur durch konsequentes Handeln lässt sich verhindern, dass sich Verbrechen wie diese jemals wiederholen. Bleibt das Bekenntnis hingegen bloße Rhetorik, wird es zur gefährlichen Illusion – und am Ende tödlich.

Foto: Erinnerungswand der Opfer die auf dem Super Nova Festival ermordet wurden
©Democrtia Berlin ST


Angriffe auf die Besetzung


Schon in der ersten Nacht versuchten Unbekannte mit Stangen, die Transparente der Besetzenden herunterzureißen.
In der nächsten Nacht bewarfen Unbekannte eines der Transparente, die aus dem Fenster des AstA-Raumes hingen, mit lila Farbe, wodurch ein Sachschaden an Fenster und Fassade entstand. Am helllichten Tag rissen zwei männlich gelesene Personen ein Transparent mit der Aufschrift „Davidsterne statt Hamas-Dreiecke“ herunter.

Dabei äußerten sie, sie hätten das Banner entfernt, weil „unter dem Davidstern viele Menschen ermordet worden sind“. Des Weiteren äußerten sie, dass es „kein Hamas-Dreieck gibt“ und dieses nur ein „palästinensisches Symbol“ wäre.

Die Täter flüchteten, konnten das Transparent jedoch nicht behalten – eine der Besetzer*innen reagierte geistesgegenwärtig und holte es zurück.

Foto: Transparent mit Aufschrift „we fight antisemitism – asta does not“ mit lila Farbbombe beworfen
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Ein beunruhigendes Signal

Die jüngsten Ereignisse an der TU Berlin zeigen in alarmierender Deutlichkeit, wie tief Antisemitismus an deutschen Universitäten verankert ist – und wie unwillig viele Institutionen bleiben, dem entgegenzutreten. Es stellt zugleich die Frage nach dem „Nie wieder ist wann?“ auf. Denn dass jüdische, israelische und antisemitismuskritische Studierende im Jahr 2025 – achtzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs – auf einem deutschen Campus um ihre Sicherheit fürchten müssen, ist nicht nur beschämend. Es ist eine Schande.

Sie sind gekommen, um zu bleiben – die Besetzenden wollen bleiben, bis ihre Forderungen ernst genommen und gehört werden. Sie wollen, dass die TU wieder ein sicherer Ort wird – ein Ort, an dem jüdische, israelische und antisemitismuskritische Menschen frei, angstlos und sichtbar studieren können.

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